Vorne verhalten, hinten Gewalten

Einen besonderen Coup hatten sich die Schachfreunde aus Bad Schwartau für das sonntägliche Spitzenspiel in der Verbandsliga B ausgedacht: An Brett 8 stellten sie überraschend mit Manfred Heitmann einen Eutiner Spieler auf. Na gut, einen „Fast-Eutiner“.

Immerhin lebt Manfred in Eutin und hat zwischen 1988 und 1991 für den SV Eutin gespielt, u.a. am ersten Brett in unser ersten Landesligasaison. Inzwischen ist er schon lange für Bad Schwartau aktiv, spielt aber fast ausschließlich in der Bezirksliga, obwohl seine Wertungszahl von 2029 anderes vermuten ließe. Ein Blick in das Archiv des Landesverbandes verrät, daß Manfred in den Jahren 2007-2013 genau ein Spiel in der Verbandsliga bestritt, nämlich in der sechsten Runde der Saison 2010/11.

Ich schweifte etwas ab, komme aber nun zur Sache. Genauso wie Thomas, der eben gegen den erwähnten Manfred Heitmann in großem Stil für die erste Entscheidung sorgte, indem er nach klassischer französicher Eröffnung eine Idee von Bobby Fischer (Originalton Thomas) auf- und den lang rochierten gegnerischen König angriff. So stumpf hatten sich die Gäste ihre Geheimwaffe wohl nicht erwartet.

Derweil hatte Olaf gegen Olaf (Nevermann) mit einer Eröffnungsfalle, die er bereits bei anderer Gelegenheit erfolgreich eingesetzt hatte, eine Figur gegen zwei Bauern eingesackt. An den übrigen Bretten waren keine großen Vor- oder Nachteile für die eine oder andere Seite auszumachen.

Das änderte sich in meiner eigenen Partie, als ich nach der Eröffnungsphase erst den angestrebten Durchbruch im Zentrum, dann meine miserable Stellung realisierte. Von da ab kam ich kaum noch zum Zuschauen bei den anderen Partien, was meine eigene Partie aber auch nicht mehr rettete. 1:1 also und bald darauf lagen wir zurück: Norbert und Andreas verloren ebenfalls und Rolf erreichte ein Remis durch Dauerschach.

Der Zwischenstand nach ca. 4 Stunden lautete demnach 1,5 : 3,5 was - frei nach dem kommunistischen Känguruh aus Marc-Uwe Klings Geschichten - negativer klingt, als es gemeint ist. Olaf hatte seine Mehrfigur bis ins Endspiel bewahrt, hier war nur die Frage, wann sein Gegner aufgibt. Meinrads mehrere Mehrbauern im Doppelturmendspiel verhießen ebenfalls den vollen Punkt. Und Markus freute sich ebenfalls über Materialvorteil: T+S+3B gegen T+S+2B. Ein 4:4 war also greifbar nah und mit etwas Glück war vielleicht sogar ein knapper Sieg drin.

Olaf vollstreckte sicher und ist mit tollen 5 aus 5 einer der Top-Scorer der Liga. Meinrad fand den richtigen Plan, setzte seinen c-Bauern in Bewegung ohne den gegnerischen Freibauern aus den Augen zu verlieren und sorgte so für den Ausgleich.

3,5 : 3,5 gegen Bad Schwartau und die Partie Heiden-Müller läuft noch – da war doch was!? In der Tat gab es exakt die gleiche Situation bereits beim letztjährigen Aufeinandertreffen der beiden Teams. Während damals Markus unglücklich verlor war diesmal nur die Frage, ob es ein Remis oder ein Gewinn für ihn wird. Nach der Abwicklung ins Turmendspiel war aber schnell klar, daß der König von Markus nicht aktiviert werden konnte und somit alle Gewinnversuche vergeblich sein würden.

Am Ende also ein 4:4, was vom Spielverlauf her vollkommen in Ordnung ging. Das 0:3 vorne konnten die drei Schachgewalten hinten zum Glück ausgleichen.

Im Anschluß an die Hauptversammlung ist am Donnerstag hoffentlich Gelegenheit, die Partien in Ruhe anzuschauen.

Bereits am 23. Februar findet im Riemannhaus das nächste Heimspiel statt. Gast ist dann (zum ersten Mal) die Mannschaft aus Raisdorf. Über eine ähnlich große Zuschauerresonanz wie bei den bisherigen Heimspielen würden wir uns freuen.

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