Bei der Deutschen Lösemeisterschaft, die am Wochenende in Lübeck stattfand, hat Volker sich wieder als Sechster und damit viertbester Deutscher für die Weltmeisterschaft qualifiziert! Herzlichen Glückwunsch und viel Glück bei der WM.
Hier sein ausführlicher Bericht.
Deutsche Lösemeisterschaft in Lübeck
Zum dritten Mal nach 1984 (Kiel) und 2000 (Bad Segeberg) fand die Internationale Deutsche Meisterschaft im Lösen von Schachproblemen vom 7.-9. Mai in Schleswig-Holstein statt. Ausrichter der 34. Auflage war der Lübecker SV, Austragungsort das Katharineum mitten im Herzen der Altstadt. Dort konnte Turnierleiter Axel Steinbrink 28 Teilnehmer aus 8 Nationen begrüßen.
Zunächst einige allgemeine Vorbemerkungen:
Die DM ist offen ausgeschrieben, so daß regelmäßig knapp die Hälfte der Teilnehmer aus dem Ausland kommt. Der beste deutsche Teilnehmer erhält den Titel Deutscher Meister. Die drei besten deutschen Teilnehmer bilden das Team bei der einmal jährlich stattfindenden WM, der viertbeste deutsche Löser erhält als Einzellöser ebenfalls die Startberechtigung bei der WM.
Wie beim Partieschach auch gibt es eine Art ELO-Zahl und es werden von der FIDE offizielle Titel (FM, IM und GM) verliehen. Wie genau deren Vergabe erfolgt, weiß ich allerdings nicht.
Der nachfolgend beschriebene Austragungsmodus ist international Standard und wird so bei diversen anderen nationalen Meisterschaften und auch bei der WM angewendet:
An zwei Tagen sind in sechs Runden je 3 Aufgaben zu lösen: Am ersten Tag beginnt es mit den Zweizügern (Zeit 20 Minuten), dann folgen die Dreizüger (60 Min.) und die Studien (100 Min.). Am zweiten Tag sind Selbstmatts (50 Min.), Mehrzüger (80 Min.) und Hilfsmatts (50 Min.) an der Reihe. Je richtiger Lösung erhält man 5 Punkte, so daß insgesamt 90 Punkte erreicht werden können. Bei Punktgleichheit zählt die bessere Zeit.
Aktueller Weltmeister ist als Mannschaft Polen, die mit Piotr Murdzia auch den amtierenden Einzelweltmeister stellt. Weitere starke Nationen sind England (u.a. mit John Nunn), Finnland, Israel und Rußland. Das deutsche Team war mehrfach Weltmeister, bei der WM 2009 reichte es zu Silber.
An der Spitze der deutschen Löserschar stehen drei Großmeister: Michael Pfannkuche (GM, geb. 1958, 4x DM (9xZweiter, 5xDritter), 2x WM (1xZweiter, 1xDritter), 5x Mannschafts-WM), Boris Tummes (GM, geb. 1969, 4x DM (4xZweiter, 2xDritter), 1x Zweiter bei der WM (1xDritter), 3x Mannschafts-WM) und Arno Zude (GM, geb. 1964, 14x DM (6x Zweiter, 5xDritter); 1x WM (4xZweiter, 2xDritter), 6x Mannschafts-WM).
Für mich war es die insgesamt vierte Teilnahme bei einer DM nach 2000, 2003 und 2006. Dort wurde ich jeweils bester schleswig-holsteinischer Teilnehmer (nein, ich war nicht der Einzige!) und konnte 2006 mit Platz 9 als viertbester Deutscher einen Startplatz bei der WM „erlösen“. Das Ziel dieses Mal: Wieder bester Schleswig-Holsteiner werden. Und mit etwas Glück war vielleicht wieder die Quali für die WM drin. Die ersten drei Plätze sind fast unerreichbar, wenn – wie auch in diesem Jahr – das oben genannte Trio mit am Start ist.
Der erste Tag begann recht vielversprechend: Jeweils volle Punktzahl bei den Zwei- und Dreizügern (eigentlich eine Runde, vor der mir graut), was nur 5 anderen Lösern gelang. Neben den drei GM aus Deutschland waren dies Michal Dragoun, tschechischer IM und auch schon Sieger bei DMs und der holländische GM Dolf Wissmann. Die dann folgenden Studien brachten mich aber schnell wieder auf den Teppich. Zwar hatte ich bei allen drei Aufgaben das richtige Gefühl, wie es wohl losgehen müßte, die eigentlichen Ideen erkannte ich aber nicht, so daß ich mit 4,5 Pkt. noch gut bedient war. Nicht viel besser erging es einigen Favoriten: Pfannkuche (7 Pkt.), Dragoun (5 Pkt.) und Wissmann (3 Pkt.) verloren vorentscheidend an Boden, da Tummes und Zude mit voller Punktzahl den ersten Tag an der Spitze beendeten. Ich lag mit meinen 34 Pkt. auf dem siebten Platz und war viertbester Deutscher. Bei den anderen Schleswig-Holsteinern lief es nicht so gut: Stephen Rothwell war mit 22 Pkt. der nächste.
Das Abendprogramm bestand aus einem Quick-Solving-Turnier: Jeder der 18 Teilnehmer erhielt ein DIN-A4-Blatt, eng bedruckt mit 30 Zweizügern. Aufgabe war es, in 30 Minuten möglichst viele dieser Probleme richtig zu lösen. Jede richtige Lösung brachte einen Punkt, jede falsche Lösung gab 0,9 Pkt. Abzug. Mit hervorragenden 18,1 Pkt. wurde Frank Richter aus Trinwillershagen (da, wo Bush und Merkel Wildschwein gegessen haben) Überraschungssieger vor dem deutschen GM-Trio. Ebenfalls sehr gut schnitt Thomas Thannheiser vom LSV mit 11 Pkt. als Sechster ab. Bei mir reichte es zu 7,1 Pkt. und Platz 14.
Nach einem reichlichen Frühstück mit meinem Übernachtungsgast Frank Richter galt es am Sonntagmorgen, die Plazierung des ersten Tages möglichst zu halten. Doch ausgerechnet bei meiner Lieblingsdisziplin, den Selbstmatts, kam ich nicht so gut wie erhofft zurecht. 8,5 Pkt. waren fünf weniger als der Rundensieger Frank erzielte. Damit lagen Frank und ich nach 4 Runden gleichauf im Kampf um den WM-Startplatz. Die Mehrzügerrunde brachte zumindest an der Spitze des Feldes eine Vorentscheidung: Boris Tummes punktete wieder voll und lag damit acht Punkte vor Pfannkuche. Arno Zude war durch zwei schwächere Runden zurückgefallen. Diese beiden kämpften zusammen mit Dragoun und dem jüngsten Teilnehmer, Piotr Gorski aus Polen, um die Plätze zwei und drei. Frank konnte mich in dieser Runde erstmals überholen. Mit seinen 10 Pkt. hatte er sich ein halbes Pünktchen Vorsprung verschafft. Doch bei den Hilfsmatts konnte ich den Spieß wieder umdrehen: Frank brauchte zu lange, um beim h#2 die dritte Lösung zu finden, so daß ihm nicht genug Zeit für das h#3 blieb.
Souveräner Sieger und damit Deutscher Meister wurde Boris Tummes (81,5 Pkt.) vor Michal Dragoun (73), Michael Pfannkuche (71) und Arno Zude (67,5), Fünfter dann Piotr Gorski (67). Mein sechster Platz (60,5) bedeutet die Qualifikation für die WM, die in diesem Jahr im Oktober auf Kreta stattfindet. Frank Richter (57,5) kam hinter Lubomir Siran (SVK, 59) und Hans Uitenbroek (NL, 58,5) als Neunter ins Ziel. Zweitbester Schleswig-Holsteiner wurde Stephen Rothwell (42,5) auf Platz 15.
Die gestellten Aufgaben, Fotos, Tabellen und Berichte über das Turnier findet man auf der Homepage des LSV unter http://www.lsv1873.de
Volker